Victoria KR25 Info Point

Historie


Die KR 25 und KR 26

Die Victoria Modelle KR 25 und KR 26 zählten in den 50er Jahren zu den beliebtesten Motorrädern. Sie entsprachen von der Leistung dem Stand der Technik (zumindest, soweit es einzylindrige Zweitakter betraf) und glänzten durch absolute Zuverlässigkeit über viele Jahre hinaus, bei jedem Wetter.
Die Geschichte dieser Modelle begann 1937, als der bekannte Konstrukteur Richard Küchen mit ihrer Entwicklung beauftragt wurde. Damals war es das Ziel, eine konkurrenzfähige 200er auf die Räder zu stellen, um sich von den großen Kuchen, der sich durch Steuer- und Führerscheinfreiheit der 200er Maschinen darbot, ein gehöriges Stück abzuschneiden. Richard Küchen baute also eine kleine 200er Zweitaktmaschine mit drei Gängen,die von Hand geschaltet wurden. Da Küchen in Fachkreisen wegen seiner weniger gelungenen Konstruktion (die insbesondere unter Kühlschwierigkeitenzu leiden hatte) recht umstritten war, wollte er diesem Motor das Bestmögliche an Zuverlässigkeit mitgeben. Zu diesem Zweck verließ er sich für die Schmierung der Kurbelwellenhauptlager nicht wie üblich auf das bißchen öldunst, das eine Gemischschmierung an diese neuralgische Stelle liefert, sondern trennte Hauptlager durch eine Dichtung vom Kurbelraum, sodaß das Kraftstoff-ölgemisch nur Pleuel und Kolben zu schmieren hatte. Die (damals vollrolligen) Hauptlager standen über Zu- und Abflußkanäle mit dem Getriebe in Verbindung, dessen Zahnräder das öl in reichlicher Menge in die Lager spritzten, von wo es dann in das Getriebgehäuse zurücklief. Als einige Journalisten bei der Vorstellung der neuen Maschine etwas süffisant nach deren Zuverlässigkeit fragten, bot Küchen spontan einen Dauertest an. Eine der neuen 200er wurde einen ganzen Tag lang mit Vollgas auf der Autobahn ständig von Nürnberg nach Ingolstadt und wieder zurück gescheucht. Sie hielt. Die Kritiker waren überzeugt. Nach dem Krieg wurde die 200er kurzzeitig weitergebaut un dann auf 250 ccm vergrößert. Auch das handgeschaltete Dreiganggetriebe wurde durch ein fußgeschlaltetes Vierganggetriebe ersetzt. Dabei bemühte man sich, möglichst wenig an Motor und Gehäuse zu ändern, weshalb der Schaltautomat in eine sonst unübliche Höhe gesetzt werden mußte um die Einstellung der Schaltung etwas Gewußt-Wie erforderte. Nach Ablauf der Schnürle-Patente konnte man auch den Muldenkolben aufgeben und dem Motor eine normale Umkehrspülung mit Flachkolben verpassen. Dabei wurde der Zylinderkopf mit eienm wannenartigen Verbrennungsraum versehen, der an der Leistung und den niedrigen Verbrauchswerten einen wesentlich Anteil hatte.

Victoria 1923-1945

Wie viele andere Fahrradhersteller, nahm auch Victoria in Nürnberg um 1903 die ersten Motorräder ins Programm, um sie aber nach wenigen Jahren wieder aufzugeben. Einen Neubeginn wagte man 1920 unter Verwendung des längs eingebauten ersten BMW-Motors, es folgte eine eigene ohv-Version bei der KR 2 und der KR 3 mit Ketten- statt Riemenantrieb. Die 600er-Ausführung blieb über lange Zeit im Programm, sie wurde nur in wenigen Details modernisiert, erhielt den Namen "Bergmeister" und wurde auch als Militärmotorrad eingesetzt. Zwischen 1928 und 1934 standen drei Einzylindermodelle mit englischen Sturmey-Archer-Motoren im Programm. Neben den Sachs-Motorfahrrädern fertigte man Leichtmotorräder mit Ilo-Aggregaten. Neue eigene Motoren gab es dann zuerst mit dem problematischen Zweizylinder mit schräggestellten Zylindern, der weder in seiten- noch in wechselgesteuerter Ausführung zufriedenstellen konnte. Der sv-350er wurde ebenfalls bald durch einen ohv-Motor von Columbus ersetzt, dafür setzten sich aber die modernen Zweitakter schnell durch. Die neue KR 35 kam schließlich mit dem Horex-Columbus-Blockmotor auf den Markt, als stärkste deutsche 350er fand sie auch bei der Wehrmacht Gefallen. Aus der Vielzahl der Vorkriegsmodelle sind heute insgesamt nur mehr sehr wenige anzutreffen.

Victoria 1948-1958

Mit der unveränderten Zweitakt-250er nahm man 1948 die Motorradproduktion wieder auf, nachdem vorher schon ein eigener Fahrradhilfsmotor mit 38 cmm Hubraum entstanden war. Für die 98er-Motorfahrradklasse gab es auch wieder die 1939 präsentierte "Fix". In den Leistungsangaben hinkten die beiden größeren Modelle Anfang der fünfziger Jahre hinter der Konkurrenz her, doch Victoria-Käufer wußten, daß die KR 25 eher auf absolute Zuverlässigkeit und Anspruchslosigkeit ausgelegt war. Ein Viertaktmodell erschien erst 1953 wieder, die Bergmeister mit dem quergestellten V-Zweizylinder und Kardanantrieb basierte auf einem Vorkriegsentwurf von Norbert Riedel, der auch für die Triebsatzschwinge der "Swing" und deren elektrisch betätigte Drucktasten-Getriebeschaltung verantwortlich war. Kinderkrankheiten und der allgemeine Niedergang des Motorradgeschäfts verhinderten den großen Erfolg. Das letzte Victoria-Motorrad mit dem sportlichen italienischen Parilla-Motor im deutschen Vollschwingen-Fahrwerk kam leider zu spät. Lediglich diese drei Modelle scheinen bisher auf ein Sammlerinteresse gestoßen zu sein, toprestaurierte KR 25 sah man bisher noch kaum.